KomBus- Auszubildende profitieren von europaweitem Austausch über Erasmus+
Ein ungewohntes Bild bietet sich dieser Tage den Mitarbeitern in der KomBus- Werkstatt in Saalfeld. Tuva-Li Öste Hammartrand, eine sympathische junge Frau mit langem blonden Zopf und schwedischem Charme, unterstützt gemeinsam mit Mans Östlin für zwei Wochen das Werkstatt-Team des regionalen Nahverkehrsunternehmens. Frauen arbeiten sonst nicht in der Buswerkstatt. Aber auch in Schweden sei das noch eher die Ausnahme, ist von Tuva-Li zu erfahren. Auf die Frage, warum sie diesen doch eher untypischen Beruf für Frauen gewählt hat, sagt sie nur lächelnd „I like cars“.
Die beiden 18jährigen kamen von weit her, um in Saalfeld im Rahmen ihrer Ausbildung zum/zur Kfz- Mechatroniker/in ein Praktikum in Deutschland zu absolvieren. Über 900 km nördlich von Stockholm besuchen sie die Berufsschule in Arjeplog, einer Kleinstadt in Lappland mit ca. 2000 Einwohnern. Im Winter gibt es hier vor allem viel Schnee und Dunkelheit. Nur an drei Stunden am Tag, von 11-14 Uhr, ist derzeit in Arjeplog die Sonne zu sehen. Dafür kann man auf den knapp 9.000 Seen in der Umgebung bestens Motorsport auf Schnee und Eis betreiben. Die europäische Autoindustrie führt seit vielen Jahren hier ihre winterlichen Härtetests durch.
Dem Wetter entsprechend gestalten sich auch die Hobbys der beiden jungen Schweden. Mans spielt Eishockey und Tuva-Li fährt in ihrer Freizeit leidenschaftlich gern Schneemobil. Die Lehrausbildung sei in Schweden anders organisiert als in Deutschland, berichten sie. Berufspraktische und schulische Ausbildung passiert in den Berufsschulen, es gibt keine Ausbildungsbetriebe wie hierzulande. In Lehrwerkstätten arbeiten die Auszubildenden an Nutzfahrzeugen wie LKWs und Bussen.
Mit den deutschen Kollegen in der Buswerkstatt kommen sie gut zurecht. Mitunter gestaltet sich die Verständigung auf Englisch schwierig, aber hier springen die jüngeren Mitarbeiter gern ein und übersetzen. Unter ihnen sind auch Nils Hößelbarth und Nico Steffen, beide 22 Jahre und Auszubildende zum Kfz- Mechatroniker im dritten Lehrjahr bei KomBus. Sie konnten Ende letzten Jahres bei einem Auslandspraktikum im Holland internationale Erfahrungen sammeln. Sie besuchten eine Woche die Berufsschule in Arnheim – eine Partnerschule der Staatlichen Berufsbildenden Schule Technik in Gera - und arbeiteten zwei Wochen in einer Autowerkstatt. Der Ausbildung für die holländischen Kfz- Mechatroniker dauert drei Jahre. Wer noch ein Jahr dranhängt, ist Kfz-Meister, kann eine Werkstatt eröffnen oder studieren.
Wie auch bei den schwedischen Lehrlingen wurde der Aufenthalt durch das EU-Programm Erasmus+ finanziert und der Handwerkskammer für Ostthüringen in Gera und KomBus organisiert und unterstützt. Neben Nils Pfau und Christian Müller, die bereits ihre Ausbildung bei KomBus erfolgreich abgeschlossen und jetzt als Facharbeiter in der Werkstatt tätig sind, ermöglichte das Projekt auch Ausbildungsleiter Michael Algermissen einen Erfahrungsaustausch in Schweden. Durch das voneinander lernen und die Zusammenarbeit in verschiedenen Bereichen führt Eramus+ Menschen zusammen, lehrt Toleranz, fördert das kulturelle und sprachliche Verständnis vermittelt und Europäische Werte.
KomBus wird auch künftig ihren Auszubildenden das Sammeln von internationalen Erfahrungen ermöglichen und den europaweiten Austausch fördern. Schon im März kann ein weiterer junger Mann aus der Werkstatt ein Praktikum in Holland absolvieren. Insgesamt bildet die KomBus derzeit 30 Lehrlinge zum Berufskraftfahrer und Kfz- Mechatroniker aus.